Mittwoch, 25. Mai 2011

Mittwoch, 18. Mai 2011

Zwei unterschiedliche Formen der Gottesdienstfeier für dieselbe Theologie

«Offenbar unbeachtet sei» bei „Universæ ecclesiæ“, der jüngsten vatikanischen Klärung zur Frage des Nebeneinanders von ordinärem und extraordinärem Usus, «die Anfrage [aus der Bischofskonferenz und von Theologen] geblieben, wie zwei unterschiedliche Formen der Gottesdienstfeier für dieselbe Theologie stehen können, sagte Kranemann» laut KNA.
Eigentlich eine einfache Frage: wir haben schon immer den römischen, den ambrosianischen, den mozarabischen, den byzantinischen Ritus und all die orientalischen Riten nebeneinander gehabt; sie alle stehen «für dieselbe Theologie».
Sollte der ordinäre Usus Herrn Prof. Kranemanns Meinung nach nicht für diese Theologie stehen können (ich selber meine, daß er es kann), so müßte er folglich entsorgt werden, denn ein liturgischer Usus, der der Theologie widerspräche, die sich im überlieferten römischen Ritus und in den anderen Riten des Westens und des Ostens manifestiert hat und die fast zwei Jahrtausende der Kirchengeschichte hindurch von der Kirche als ihr wesensgemäß erkannt wurde, könnte keinen Platz in der Kirche finden.
Herrn Prof. Kranemann sollte sich entscheiden: die beiden Usus als theologisch grundsätzlich übereinstimmend anzusehen schlösse eine derartige Kritik an „Universæ ecclesiæ“ aus; zwischen ihnen einen theologischen Widerspruch zu erkennen würde die Konsequenz erfordern, für die Beseitigung des ordinären Usus zu plaidieren.

Samstag, 14. Mai 2011

«Keine pädagogischen Interessen»

Eigentlich geht es der Autorin des Artikels, Frau Ute Andresen, um etwas Spezielles: die Einführung einer neuen „Grundschrift“ an unseren Schulen, die die Abschaffung der Schreibschrift mit sich zu bringen droht. «Die Marketingkampagne des Grundschulverbandes für die neue Grundschrift läuft an: Bei einem Workshop ging es bald mehr um ökonomische als um didaktische Fragen» – wahrscheinlich hat Frau Andresen recht; aber das ist nicht so sehr mein Thema.
Aber dann folgen einige Sätze, die für jeden interessant ist, dem der Unterricht an unseren Schulen wichtig ist (die Orthographie ist korrigiert):
«Sie wollen das auch nicht, denn sonst wankte ihr zentrales Dogma: Gut ist individualisiertes Lernen mit Karteien, Arbeitsblättern und -heften! Durch Lehrerinnen angeleitetes Lernen in großer Gruppe, wie es ein unaufwendiger Schreibunterricht verlangt, ist Frontalunterricht – und schlecht.
Übersehen wird: In all dem vorgedruckten Arbeitsmaterial zum individualisierten Lernen stecken fremde, autoritäre Vorgaben, die für die einzelnen Lernenden blind sind. Das erzeugt Mißmut, Nachlässigkeit und Widerstand beim Abarbeiten, nicht Lernbegeisterung. Lehrerinnen vor der Klasse haben die Lernenden im Blick, erkennen, welche Schwierigkeiten eine Aufgabe mit sich bringt und stehen dafür ein, daß sie bewältigt werden können. Jetzt! Sie passen Erklärungen und Hilfen individuell an und zugleich halten sie die Lernenden so beisammen, daß Kinder mit wenig Mut und Kraft vom Können der Stärkeren ermutigt und gestützt werden. Der unmittelbare Lohn für alle: die gemeinsame, stille, gesammelte Arbeit ...».

Mittwoch, 4. Mai 2011

Besser, wenn es eine Jüdin sagt

«Die Sicht der Christen»: ein Leserbrief von Iris Weiss im Berliner Lokalteil der tageszeitung vom 3. Mai 2011 (leider nicht im Netz zu finden). Dort lese ich unter anderem:
«Was nervt Juden und Muslime am meisten bei Dialogveranstaltungen mit Christen? Dass Christen ihnen ständig mit dem Anliegen kommen, gemeinsam beten zu wollen.»
«Als Jüdin – seit mehr als 25 Jahren im interreligiösen Dialog engagiert – bete ich noch nicht mal mit allen Juden.»
«Das sehen wir als völlig normal an. Und warum sollen wir dann, wenn wir schon innerjüdisch ganz unterschiedliche Orte und Gewohnheiten des Betens haben, dies mit anderen Religionen tun wollen? Jede Religion hat auch ihre eigene (lntim-)Sphäre, und bei interreligiösen Friedensgebeten ist es eher ein – wie ich finde etwas verkrampftes – Nebeneinanderbeten ... als ein Miteinander.»
«Religiöse Menschen können viel miteinander tun: lernen, diskutieren, soziales Engagement. Aber wie sollte so ein gemeinsames Gebet aussehen?»
«Ich fühle mich auch nicht „ausgegrenzt“, wenn ich nicht am Abendmahl teilnehmen darf, weil ich es gar nicht wollte.»

Atom und Euratom

Atomkraftausstieg: gut und richtig.
Allerdings ist Bundesdeutschland durch den Euratomvertrag an die Atomkraft (der Werke, nicht der Sonne) gebunden. Darum ist eine Kündigung dieses Vertrages dringlich.
Dankenswerterweise läuft gerade eine Petition. Nur: die Zeit dringt.

Dienstag, 3. Mai 2011

Gibt es Wunder? – Ja

meinen ernsthafte Leute, Bischof Friedhelm Hofmann von Würzburg und Fürstin Gloria von Thurn und Taxis, aber auch ein Phantast (der Vorsitzende des Deutschen Astrologenverbandes), der nur sein Steckenpferd reitet.
Aber natürlich gibt es auch Nein-Sager, und die näher zu betrachten ist aufschlußreich.
Da ist ein schlichter Herr aus Hilchenbach, der einfach seinen antikirchlichen Vorurteilen ihren Lauf läßt. Da ist ein ausgetretener Priester (nein, nicht etwa Eugen Drewermann, sondern – richtig, da gab es doch noch wen – Gotthold Hasenhüttl), der seine ebenso schlichten antikirchlichen Vorurteile mit dem Beiwort «theologisch» schmückt. «Im Alten Testament gibt es Heil- und Strafwunder, und solche Wundervorstellungen haben sich in der katholischen Kirche vielfach erhalten», lese ich von ihm. Verstehe ich recht: (1.) Wunder hätte es also im Neuen Testament nicht gegeben, und (2.) Altes Testament wäre irgendwie schlecht. Ist es abwegig, wenn ich diese Denkweise irgendwie antisemitisch finde?
Schließlich sagen noch zwei Physiker Nein: ein «Astrophysiker, Naturphilosoph und Fernsehmoderator» und ein «Physiker und Rapper der Gruppe Blumentopf».
Nun, einen Blumentopf kann sich keiner der beiden mit seinen Argumenten verdienen. Im wesentlichen sind diese bei beiden die gleichen: «Wenn wir bei unseren Forschungen zu einem Ergebnis kommen, das wir nicht verstehen, ist das für uns kein Wunder, sondern lediglich Anlass dafür, weiterzuforschen und genau das herauszufinden und zu erklären, was wir noch nicht verstehen», formuliert es der eine; «Derartiges als übernatürliches „Wunder“ zu akzeptieren, hieße dagegen, die Suche nach den natürlichen Ursachen aufzugeben», setzt der andere fort.
Abgesehen von den Begriffen „erklären“ und „verstehen“ – ich finde, Gottes Wirken kann eine Erklärung sein, die mich verstehen läßt –, abgesehen von solchen Subtilitäten: was die beiden Physiker meinen, ist: man muß sich nur gedulden, bis sie in naher oder ferner Zukunft eine naturwissenschaftliche Erklärung gefunden haben werden.
Aus der modernen Wissenschaftstheorie ist die Forderung bekannt: jede wissenschaftliche Aussage muß falsifizierbar sein. Die Aussage: alles ist naturwissenschaftlich erklärbar, irgendwann jedenfalls – sie ist nicht falsifizierbar, weil ja (wenn freilich auch nicht uns persönlich) unendliche Zeit zur Verfügung steht, die Erklärung zu erwarten.
In der Kirche wird, um ein Wunder anzuerkennen, gefordert, daß es (1.) mit dem naturwissenschaftlich Erwartbaren nicht vereinbar ist, daß es (2.) einen im Einzelfall beschreibbaren geistlichen Faktor gibt, daß es (3.) zwischen diesem geistlichen Faktor und dem wunderbaren Ereignis einen engen (!) zeitlichen Zusammenhang gibt (wenn ich für einen kranken Menschen bete und er einige Tage später gesund wird: das ist nicht eindeutig genug, um ein Wunder anzunehmen).
Nach dem modernen Wissenschaftskriterium der Falsifizierbarkeit ist also bei den einschlägigen Ereignissen die Annahme eines Wunders wissenschaftlicher als die Vertröstung auf eine naturwissenschaftliche Erklärung in unbestimmter Zukunft, wie sie uns die beiden Physiker zumuten.