Dienstag, 27. März 2012

Der Geburtstag Papst Benedikts steht bevor

«Der Glaubende wie der Ungläubige haben, jeder auf seine Weise, am Zweifel und am Glauben Anteil», ein jeder Christ unserer Zeit sei in irgendeiner Weise seines Glaubens unsicher, ebenso wie der Ungläubige seiner Verleugnung, schrieb Joseph Ratzinger in seinem Buch über das Apostolische Glaubensbekenntnis.
So bedauernswert das ist – es scheint wirklich so zu sein. Ich bedenke die vergangenen Jahre.
Tiefbesorgt war ich, als ich erfuhr, daß Papst Johannes Paul II. im Sterben lag, als ich die Gerüchte vernahm, welche Meinungen im Kardinalskollegium vorherrschten. Dann aber wurde, was ich nicht zu hoffen gewagt hatte, jener Joseph Ratzinger, der mittlerweile den Kardinalspurpur erhalten hatte, zum Papst gewählt, im Alter von 78 Jahren, als schon jene unselige Altersgrenze drohte, die Papst Paul VI. den wahlberechtigten Kardinälen gesetzt hatte.
Nicht nur damals, sondern auch im persönlichen Leben – und da wohl noch deutlicher – hatte ich erlebt, daß so vieles zusammentraf, daß ich vernünftigerweise nicht zweifeln kann, daß das die göttliche Vorsehung bewirkt hat. Als aber Papst Benedikt gewählt wurde, ist solches vor besonders großer Öffentlichkeit geschehen.
Daher lernte ich mehr und mehr, der Vorsehung Gottes zu vertrauen. Und so habe ich Gott für die Wahl des Papstes gedankt. Noch am selben Abend habe ich mein Laudate genommen und ganz allein jenes deutsche Lied gesungen, das dem Te Deum nachgedichtet ist; alle zwölf Strophen habe ich gesungen*.

Darum erwarten wir voll Freude den 85. Geburtstag unseres Heiligen Vaters Benedikt XVI. und auch den siebten Jahrestag seiner Wahl zum Papst und bitten:

• Exaudi Christe! •


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* Ein Lied, das im GL nur verstümmelt wiedergegeben ist; cf. Wilfried Hasselberg-Weyandt: Steifzüge durch EÜ und GL: Te Deum und «Grosser Gott, wir loben dich». E&E 14 (2009), S. 33-36

• Eadem latine •

Zum Florentiner Neujahrsfest

stellen wir dem internetten Publikum neue Florilegien aus E&Ewald vor, zu den Themen «Priestertum» und «Die Verbürgerlichung der Kirche».

Samstag, 24. März 2012

Ein gesegnetes neues Jahr!

In alter Zeit begann das Jahr, wie die Monatsnamen von September bis Dezember noch heute zeigen, mit dem März, oder auch dem 24. Februar, nach den Terminalien. Der Beginn des Amtsjahrs der römischen Magistrate jedoch wurde später dann auf den 1. Januar festgelegt; Caesar ließ auch das bürgerliche, das julianische Jahr mit diesem Termin beginnen.
Als die Christenheit begann, die Jahre von Christi Geburt an zu zählen, wurde es sinnvoll, das Jahr mit seinem Geburtsfest zu beginnen, das ja nahe am 1. Januar liegt.
Im Mittelalter jedoch gab es verschiedene Jahresanfänge; der Weihnachtsstil war zwar der verbreiteteste, aber Münster und Spanien etwa blieben beim von Caesar ererbten Circumcisionsstil, und in der Toscana gab es einen theologisch wohlbegründeten anderen Jahresanfang:
Sinnvoller noch, als von der Geburt Christi an zu zählen, ist es, von der Inkarnation auszugehen, also vom Fest der Verkündigung. Das geschah dort; nur: wie dann die Jahre zählen?
In Pisa, Lucca und Arezzo war man konsequent: man zählte logischerweise von dem 25. März an, der dem jeweiligen Weihnachtsfest vorausging. Doch dadurch befand man sich dort meistens denen gegenüber, die den Weihnachts-, den Circumcisionsstil oder gar den Osterstil pflegten, ein Jahr voraus. In Florenz war man pragmatischer und begann am 25. März das Jahr, das anderswo vor wenigen Monaten schon begonnen hatte – dort war man also stets Arezzo gegenüber ein Jahr zurück.
Orietur Occidens hat sich für die florentinische Verbindung von theologischer Tiefe und Pragmatik entschieden, was es uns erlaubt, die Verpflichtungen des Jahres fast drei Monate hinauszuzögern, und wünscht allen jetzt ein gesegnetes Jahr 2012.

Andererseits: die Passionszeit beginnt.

Andere Nachrichten aus Syrien (tertium)

Nein, ich kann die Sache nicht beurteilen. Aber da unser aus Syrien stammender Freund, der im Kontakt ist mit seinen Angehörigen, die noch dort leben, ganz ähnliches sagt, kann ich Herrn Todenhöfers Aussagen nicht einfach abtun. Auch daß er den Eindruck nicht scheut, er sei weniger für die Menschenrechte engagiert als Saudi-Arabien und all die Golfstaaten, spricht nicht von vornherein gegen ihn und seine Aussagen.

Mittwoch, 14. März 2012

Die Kirche der Gottesgebärerin Maria und der heiligen Schmuni

Vor einigen Jahren noch war es ein «Fitneß-Studio».

Die Harburger syrisch-orthodoxe Gemeinde hielt früher ihre Gottesdienste in verschiedenen westlichen Kirchen der weiteren Umgebung ab. Mein aramäisches Patenkind habe ich damals in einer evangelischen Kirche zur Taufe getragen.
Sonderlich günstig war das nicht: die Gottesdienstzeiten mußten sich denen der Gastgeber nachordnen, manchem Wechsel war man unterworfen, und nicht jeder Pfarrer war gleich kooperativ.
So nahm man das große Werk in Angriff. Von anderen syrisch-orthodoxen Gemeinden gab es Spenden, doch die meisten Aufgaben waren vor Ort zu bewältigen. Vor etwa fünf Jahren ging es los. Fortan verbrachte ein großer Teil der Mitglieder der Gemeinde einen großen Teil ihrer Freizeit mit Bauaufgaben. Im letzten Herbst konnte die Kirche geweiht werden.

Die Kirche lebt vom Engagement der Gemeindemitglieder. Der Priester arbeitet in einem Industriebetrieb – vollzeitig, und keineswegs aufgrund einer Arbeiterpriesterideologie. Und viele bringen ihren Dienst in den Gottesdienst ein. Die Ministranten sind zahlreich und liturgiekundig, der Chor der Diakonissen – ganz junger Damen – singt nicht irgendwelche Lieder, sondern authentischen liturgischen Gesang. Und in einem Seitenraum wird zweimal die Woche Aramäischunterricht gegeben.

Nach der Sonntagsmesse sind wir eingeladen zu einem Frühstück im Untergeschoß, wo ein großer Speisesaal seinen Ort hat. Es gibt dort Brot, Trauben, Kaffee, Tee, Wasser. Ich erfahre, daß fast jeden Sonntag jemand aus der Gemeinde aus irgendwelchem Anlaß dorthin einlädt. Ich bemerke, wie jemand sich ein Pulver, einen «Milchweißer» in den Kaffee schüttet. Später erfahre ich warum: es ist ja Fastenzeit, Milch – das geht da nicht.