Samstag, 25. Februar 2017

Predigt zu Karneval - 8. Sonntag im Jahreskreis A

Zwei Herren dienen woll’n wir nicht.
Das soll nun klären dies Gedicht.
Wir dienen miteinander Gott.
Das hält die Welt in Maß und Lot.

Der Herr uns heute deutlich sagt:

„Daß ihr euch keine Sorgen macht
um euch, um Kleidung oder Geld!
Denn darum geht es ja der Welt.

Ihr aber seid von Gott geliebt,

der alles Nötige euch gibt.
Dienet nicht dem schnöden Mammon,
was dabei rauskommt, wird man sehn schon.“

Wir sollen also uns nicht sorgen,

denn Gott gibt heute, Gott gibt morgen.
Doch ach! Ich denk, ihr merkt es schon:
So leicht ist’s nicht mit Gottes Lohn.

Denn wenn wir uns um uns nicht sorgen,

nicht daran denken: Was gibt’s morgen?,
dann wissen wir: So kann’s nichts werden.
So überlebt man nicht auf Erden.

Essen, Trinken, Geld und Kleidung,

dienen ja der Tod-Vermeidung.
Menschliche Erfahrung lehrt:
Das zu tun nicht ist verkehrt.

Gott scheint zu geben solches nicht.

Zwar schenkt er Leben, Leib und Licht.
Den Alltag doch organisieren
tut er nicht. – Wir reagieren,

und wir fangen an zu machen,

regeln unsre Erdensachen,
kümmern uns um dies und das,
organisier’n sogar den Spaß.

Wie ist das Wort des Herrn gemeint,

das an diesem Sonntag scheint
in unser Leben, Tun und Denken?
Wohin will er die Sinne lenken?

Er sagt: „Schaut hin auf Blumen, Tiere,

seht ihre wunderbare Zierde,
die sie von Gott erhalten haben.
Sie sind ein Zeichen seiner Gaben.“

Er nennt, wenn ich es sehe recht,

damit die Welt ja gar nicht schlecht.
Im Gegenteil: Wir soll’n sie sehen
erkennend durch dies Leben gehen.

Der Tulpensonntagszug geht heute,

und wir sehen viele Leute,
die sich um Kleidung, Trinken sorgen,
und wohl auch ums Wohlsein morgen.

Der Herr wird seine Freude haben,

wenn wir uns an den Gaben laben,
die er uns schenkt: die Kleider, Leute,
Speis und Trank, Kamellen-Beute,

wenn wir nach Freud’ und Leben suchen,

auch, wenn wir einen Urlaub buchen.
All das ist gut, und doch nicht Fülle.
Das ist doch höchstens eine Hülle.

„Der Vater weiß, daß ihr das braucht.“

Aber daß uns die Birne raucht
vor lauter Sorg’ um vielerlei,
davon will er uns machen frei.

Er will uns wirklich fröhlich machen,

will, daß wir ehrlich können lachen
darüber, daß die Welt vergeht
und seine Herrschaft nur besteht.

Wie geht das nun konkret, ihr Christen?

Wie lassen wir von falschen Listen,
mit denen wir uns wollen retten,
dabei doch binden uns in Ketten?

Ich glaub, daß es ums Dienen geht:

daß wir bedenken, was besteht
und bleibt und trägt das Menschenleben:
daß wir uns nur dem Ew’gen geben.

Wovor beugen wir das Haupt?

Woran denn im tiefsten glaubt
der Mensch mit seiner Lebenskraft,
wenn er feiert, hofft und schafft?

Gott rät uns, hier zu unterscheiden:

Was vergeht und was wird bleiben?
Diene nur dem Bleibenden!
Sei sorglos mit dem Scheidenden!

Wir werden sehn, wie frei das macht,

wie unsre Seele fröhlich lacht.
Denn, ins Vergängliche gestellt,
sucht sie doch die andre Welt.

Und für diese Suche ist

– des darf sich freuen jeder Christ –
als Weg gekommen Gottes Sohn,
durch den wir ja erfahren schon:

Gott ist da, er tröstet, stärkt,

hilft dem Menschen, daß er merkt,
worin besteht des Lebens Sinn,
wohin will all sein Streben hin.

Wir bleiben fremd in dieser Zeit,

sehnen uns nach Ewigkeit.
Dem Mammon dienen bringt es nicht.
Gott ist unsrer Seele Licht!

Gottlob ist Karneval vergänglich,

denn sonst wär er echt verfänglich.
Tusch, Helau und Narrenlieder
verstummen Aschermittwoch wieder.

Diese Freude, diesen Glanz,

Gemeinschaft, Küssen und den Tanz
hat Gott uns nur zum Bild gegeben
für das wirklich sel’ge Leben.

Laßt den Tulpensonntagszug

uns darum sehen nicht als Trug,
vielmehr als Zeichen unsrer Mühen,
hin zur Ewigkeit zu ziehen.

So wünsch ich, liebe Christenleut’,

euch in dieser Narrenzeit,
daß jeder stets auf Christus bau,
und so sag „Amen“ und „Helau“.

Von Pfarrer Ulrich Terlinden, St. Johannes Bedburg-Hau 2017

Samstag, 18. Februar 2017

Der neue Bundespräsident ruft auf –
Nachlese zur Bundespräsidentenwahl

Der neue Bundespräsident ruft auf, so ist in den Zeitungen zu lesen, nur weniges leider im wörtlichen Zitat.
Er ruft auf zu Mut und Zuversicht: „Lasst uns mutig sein!“ So ist zu wünschen, daß er auf der anderen Seite die verantwortlichen Politiker aufruft, das abzubauen, was den Menschen den Mut nimmt – so die „Agenda 2010“.
Jene „Agenda 2010“ ist es ja, die Menschen zwingt, bei Arbeitslosigkeit sich mit Arbeitsstellen zufriedenzugeben, die weit unter ihrer Qualifikation liegen, diese Qualifikation so allmählich zu verlieren (und so herrscht dann plötzlich Fachkräftemangel). Sie zwingt Menschen, um eines Arbeitsplatzes willen bundesweit umzuziehen und so ihre soziale Einbindung aufzugeben, die Schullaufbahn ihrer Kinder durch Schulwechsel auch in andere Bundesländer mit anderem Lehrplan beschädigen zu lassen, für hilfsbedürftige Angehörige, die am Ort bleiben, nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Sie zwingt Menschen, sobald sie für etwas längere Zeit arbeitslos werden, Alterssicherungen außerhalb der mehr und mehr unzureichenden Rentenversicherungen aufzugeben. Sie zwingt Menschen in diesem Fall, weitgehend auf eigene Kosten (doppelte Mietzahlung für die Übergangszeit, Fachkräfte für den Umzug) in Wohnungen zu ziehen, die oft weitab von ihrem sozialen Umfeld liegen.
Seinerzeit war der neue Präsident an der Durchsetzung dieser armutsproduzierenden „Agenda“ nicht unbeteiligt; nun, da er die Wahl gegen einen angesehenen Armutsforscher gewonnen hat, für ihn Gelegenheit, sich dieser Wahl würdig zu erweisen, sich von den damaligen Irrwegen abzusetzen.
Er fordert, die Demokratie zu verteidigen. So ist zu wünschen, daß er auch die verantwortlichen Politiker aufruft, gegen das einzutreten, was zur Zeit die Demokratie am meisten gefährdet: gegen Abkommen wie CETA, die durch Klagerechte für Konzerne und die Möglichkeit für diese, in „regulatorischer Kooperation“ sich in die Gesetzgebung einzumischen, eine oligarchische Komponente in der Republik zu institutionalisieren drohen.
Aber ich habe auch im Umfeld der Wahl gehört, wie ein Ministerpräsident, der einer nicht als neoliberal geltenden Partei angehört, erklärt hat, nun sei staatliche Zusammenarbeit international angesagt, darum sei Freihandel, nicht Protektionismus erforderlich. Als wäre Freihandel im Sinne solcher Freihandelsabkommen staatliche Zusammenarbeit und nicht Rückzug der Staaten aus der Wirtschaft. Und als sei es ein Argument für eine schlechte Sache, daß der neue US-Präsident dagegen ist.

Dienstag, 7. Februar 2017

Leitkultur

Es scheint eine Sache zu sein, wenn konservative Bayern solches fordern, eine ganz andere, wenn es der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fordert, freilich das Odium des Begriffs vermeidet, in der Sache allerdings eher noch weiter geht.
Der Chronist von Orietur Occidens (Mor. VI v. 3. 11. 2016, Nachtr. v. 10. 1. 2017) hat dazu Anmerkungen zu machen.

Montag, 6. Februar 2017

Die zehn häufigsten Unwahrheiten über die Abtreibung

Einige Monate, nachdem wir uns dem Thema gewidmet haben, nun eine ähnlich ausführliche Darstellung bei Scuola Ecclesia Mater (auf Italienisch; das spanische Original vom Foro de la Familia habe ich nicht gefunden).

Eine bemerkenswerte Satire – oder?

Eigentlich kann man es nur als auf die Spitze getriebene Satire ansehen, was dem Chronisten von Orietur Occidens (Mor. VI v. 14. 12. 2016) aus dem Reich der Political correctness und ihrer „Safe Spaces“ kürzlich in die Hände gefallen ist. Allerdings gab es offenbar solche, die ...