Dienstag, 27. März 2018

Palmsonntag

Daß am Palmsonntag der Gottesdienst mit Palmweihe und Prozession eher beginnt als sonst die Sonntagsmesse, ist ja berechtigt; aber daß sie eine ganze Stunde früher beginnt, ist weniger verständlich und wenig angenehm. Daß man aber, wenn am Palmsonntag die Umstellung zur Sommerzeit erfolgt, sich die beiden Stunden addieren läßt, zwei Stunden früher beginnt, erfordert schon Askese für Fortgeschrittene.

Aber, aller Müdigkeit zum Trotz, eine Freude bietet mir die Messe doch: ich sehe, daß im neuen GL Beim letzten Abendmahle seine 4. Strophe, die mehr als vierzig Jahre lang fehlte, zurückbekommen hat.

Montag, 26. März 2018

Eine Szene aus dem real existierenden Landeskirchen-Pfarrgemeindeleben

Im Gemeindehaus der Ev.-Luth. Kirchgemeinde war am Samstagabend ein Vortrag des Theologie-Professors Klaus-Peter Jörns «zum Thema „Update für den Glauben. Denken und leben können, was man glaubt“» angesetzt. «Dabei geht es und die Gestalt des christlichen Glaubens im Zeitalter von Evolutionstheorie und Quantenphysik als alltagstaugliche Denk- und Lebensgestalt.»
Zusammen mit Hubertus Halbfas und anderen hat Prof. Jörns die „Gesellschaft für eine Glaubensreform e.V.“ gegründet. «In ihr geht es darum, alle an einer Glaubensreform Interessierten zusammenzuführen und darauf hinzuwirken, dass sich das Christentum zu einer heute glaubwürdigen Religion weiterentwickeln kann», erklärt der Professor auf seiner Home-Page.
«Ziel ist es, den christlichen Glauben im Rahmen einer universalen Wahrnehmungs-Geschichte Gottes zu verstehen und darzustellen, wie diese von den Weltreligionen in Geschichte und Gegenwart gespiegelt wird. Dieses Ziel macht den Abschied von vielen überlieferten Glaubensvorstellungen innerhalb und außerhalb der Bibel notwendig und soll zu einer tiefgreifenden Neuformulierung des christlichen Glaubens beitragen», steht in der Pressemitteilung zur Ankündigung des Vortrags.

Der Pfarrer der Kirchgemeinde war, so erklärt er, mitgerissen von den Büchern des Professors; «diesen Mann müssen wir hier haben.»
So bekommt der Professor das Wort.
Er beklagt, daß in protestantischen Gottesdiensten die Evangelien zwar gelesen werden, seit jeher aber nur über die Briefe gepredigt werde – in den Evangelien gebe es so schöne Gleichnisse. Doch die zentralen Aussagen der Evangelien werden „exegetisch entsorgt“ (nach der Formulierung Klaus Bergers), er leugnet den Sühnetod Jesu und damit die ebendarin begründete Eucharistie unter Berufung auf die Historisch-kritische Methode, jener Methode, deren Grenzen durch aktuellere Autoren (wie etwa Klaus Berger, Hans-Joachim Schulz und Karl Jaroš) aufgezeigt worden sind und deren Denken zumindest teilweise auf einer Vorentscheidung gegen den Glaube beruht (s. Moderne Theologie und Logik). Zu 100 % sicher sei, meint er, daß die Abendmahlsworte nicht von Jesus seien; dabei beruft er sich auf den Unterschied zwischen den Abendmahlsberichten der Synoptiker einerseits und Johannes’ andererseits, ohne die „Brotrede“ Jesu bei Johannes (6,26-59) eines Wortes zu würdigen.
Woran er glaubt, das sind die Erklärung der Menschenrechte und die Naturwissenschaft, die Evolutionstheorie nämlich und die Quantenphysik.
Die Erklärung der Menschenrechte steht seiner Überzeugung nach im Widerspruch zur Lehre vom Sühnetod Christi, woraus er folgert, daß eben diese Lehre falsch sei.
Die Evolutionstheorie nimmt er an in ihrer Ausweitung auf das gesamte menschliche Sein und verbunden mit dem Fortschrittsglauben vergangener Zeiten: Sünde sei nur der Rückfall in frühere Phasen der Evolution; und das Böse könne überwunden werden nur durch künftige Evolution.
Die Wirksamkeit von Gebeten beruht für ihn auf der Quantenphysik, einer Quantenphysik nämlich, die er im Sinne Hans-Peter Dürrs versteht. Nun war Hans-Peter Dürr ein angesehener Physiker und ein interessanter Denker; aber sein Hylopsychismus ist keine Naturwissenschaft, und eine solche Ausweitung der Quantenphysik ist alles andere als Stand der Wissenschaft.
Entscheidende Autorität hat für ihn somit die (in seinem Sinne gedeutete) Erklärung der Menschenrechte, hat eine weit über ihre naturwissenschaftliche Grundlage hinaus ausgeweitete Evolutionstheorie, eine spirituell ausgedeutete Quantenphysik. Ihnen gegenüber müssen für ihn die Lehren des christlichen Glaubens zurücktreten. Glaube an Gott, an Christus taucht in seinen Worten nicht erkennbar auf.
Das Publikum ist ganz begeistert. Ein Zuhörer stellt sich als pensionierter Pfarrer vor, der seine Amtszeit hindurch darunter gelitten hat, daß er im Gottesdienst liturgische Formeln zu verwenden hatte, die seiner Überzeugung widersprachen. Der Professor empfiehlt darauf die von ihm entwickelte ganz andere Liturgie.
Allen Landesbischöfen, sagt der Professor, habe er geschrieben, um ihnen seine „Glaubensreform“ nahezulegen; keiner, so klagt er, habe geantwortet. Gegen den Strich gelesen, ist dieser Vorwurf sehr berechtigt: kein Landesbischof hat sich bemüßigt gefühlt, den Mann und seine Glaubensreformer zur Umkehr zu rufen.

Wir sind die einzigen im Saal, die ihm widersprechen. Am Ende kommt aber noch ein von weither angereister älterer Herr auf mich zu und dankt mir für meinen kritischen Beitrag.
Was ein wenig beruhigt: außer uns und dem Pfarrer sind nur ganz wenige der Anwesenden unter Siebzig.

Montag, 19. März 2018

Eine besondere Patronatsfestfeier

Heute ist das Patronatsfest der Pfarrkirche in unsere Gründerzeitviertel. Der Chronist von Orietur Occidens war gespannt aufs Festhochamt.
Er berichtet.

Samstag, 17. März 2018

Nützlichkeit und Ästhetik

Kleine Felder sind sehr viel günstiger für die Artenvielfalt und für das Leben von Insekten als große, haben neue Forschungsergebnisse gezeigt; die Größe der Felder dafür ist bedeutsamer als die Vielfalt der Feldfrüchte und als die Bewirtschaftungsform.
Neue Forschungsergebnisse – hätte man das auch vorher schon wissen können?
«Videbam in ipsis corporibus aliud esse quasi totum et ideo pulchrum, aliud autem quod ideo deceret, quoniam apte adcommodaretur alicui», schieb Augustinus (Conf. IV, 13, 20).
Wenn etwas geeignet ist zu dem, wozu es gehört, ist es demnach auch schön; wenn Felder also geeignet sind für die Artenvielfalt und für das Leben von Insekten, dann sind sie schön.
Nun vergleiche man die „grüne Idylle“ mit der Agrarlandschaft in North York Moors!

Freitag, 16. März 2018

Gibt es ein Asylrecht für religiös Verfolgte?

«Politisch Verfolgte genießen Asylrecht» – doch über religiös Verfolgte sagt das Grundgesetz nichts. Gilt nun das Asylrecht auch für sie?
Durch seine gegenwärtige Praxis zeigt das Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, daß es das anders sieht.
Der Chronist von Orietur Occidens referiert.

Mittwoch, 14. März 2018

Das Rechtschreibprogramm von Libre Office

Einstmals hieß es, Rechtschreibprogramme hätten vor allem Unterhaltungswert. Das hat sich seither sehr geändert, doch das von Libre Office bleibt dem alten Ruf treu:
„Tabernakel“ kennt es nicht – es schlägt „Belabern“ vor.
„Ziborium“ kennt es nicht – es schlägt „Brimborium“ vor.

Kleine Schnitzer, die Wellen schlagen

Laetare – doch liturgische Unachtsamkeiten beim Sonntagshochamt schmälerten die Freude des Chronisten von Orietur Occidens.

Freihandel und Lohnquote

Binnen weniger Tage gab es verschiedene Nachrichten, vom Freihandel bis hin zur Lohnquote, deren Höhe Anlaß gibt, von „Lohnraub“ zu sprechen, Nachrichten, die alle verbunden sind durch die gleiche Stoßrichtung.
Der Chronist von Orietur Occidens berichtet.

Dienstag, 6. März 2018

Die 21 koptischen Märtyrer

21 koptische Christen sind am 15. Februar 2015 vom „IS“ ermordet worden; bis zuletzt haben sie ihren Glauben bekannt. Nun ist – veranlaßt vom Erscheinen eines Buches von Martin Mosebach über seine Reise auf den Spuren dieser Märtyrer – vom Institut St. Philipp Neri zu erfahren, daß diese katholische Gemeinschaft bereits seit 2016 eine Kopie einer Ikone dieser koptisch-orthodoxen Märtyrer besitzt.

Montag, 5. März 2018

Die Lehren der Ernährungswissenschaft

Nein, ich faste, weil Fastenzeit ist, nicht, weil ich „entschlacken“ möchte. Aber wenn mich auch das Thema der „Entschlackung“ nie interessiert hat, so interessiert mich doch um so mehr die Selbstgewißheit der medizinischen Forschung. Jahrelang war zu lesen, daß es so etwas wie „Entschlackung“ aus wissenschaftlicher Sicht gar nicht gebe; nun lese ich in einem Interview (noch von der letzten Fastenzeit), daß 2016 Ôsumi Yoshinori den Nobelpreis bekommen hat für den Nachweis, daß es sie unter dem Etikett Autophagie nicht nur gibt, sondern sie auch nützlich ist.
Und im selben Interview ist zu erfahren, daß die ebenfalls viele Jahre lang von der Ernährungswissenschaft vertretene – und von mir nie geglaubte – Behauptung, fünf kleine Mahlzeiten, über den ganzen Tag verteilt, seien das Gesündeste, ebenfalls überholt ist.
Ich werde mich bei meiner Ernährung weiterhin nach meinem Körpergefühl richten.

Rassismus?

Die Essener Tafel will nur noch Menschen mit deutschem Personalausweis neu zulassen. Das heißt, Ausländern, die noch nicht zugelassen sind, wird dieser kostenlose Zugang zu Lebensmitteln versperrt.
Das hat den Verantwortlichen den Vorwurf des Rassismus eingetragen.
Aber das Problem liegt tiefer. Der Chronist von Orietur Occidens schreibt darüber.

Ein ganz besonderes „Hungertuch“

Anstelle des Kreuzes steht über dem Tabernakel der Propsteikirche eine gewaltige weißgraue Statue des Auferstandenen, mit erhobenen Armen (ein Kreuz gibt es doch, an der rechten Wand des Chorraums). In der Fastenzeit ist es verhüllt mit einem ebenso gewaltigen violetten Velum.
Am strahlend schönen (wenn auch fastenzeitlich kalten) Vormittag scheint die Sonne herein. Welch ein Anblick! Sie läßt die Statue durchscheinen durch das Tuch, wie ein heller Schatten weißgrau auf dem violetten Hintergrund, nur Kopf und rechter Arm sind nicht zu sehen, sie erreicht das Licht nicht.
Welch eine Vorahnung von Ostern!